Der „intelligente Zaun“ gegen den Wolf


Das Forschungsprojekt mAInZaun der Universitäten Bremen und Gießen sowie des Unternehmens RoFlexs erforscht und entwickelt einen Weidezaun, der mit Hilfe künstlicher Intelligenz (KI) und den Einsatz von Sensoren und Aktuatoren die Ausbruchsicherheit gewährleistet sowie die Annährung von Wölfen erkennt und diese durch Maßnahmen der Vergrämung vertreibt.

Psychische Barrieren ergänzen physische Hindernisse


Gefahren – seien es Wölfe oder Manipulationen am Zaun durch Sturm oder Dritte – werden sofort erkannt und dem Tierhalter mitgeteilt. Polizei, Straßenmeistereien oder die Bahnaufsicht können in die Alarmierungskette eingebunden werden. Die Sensoren und weitere Bauteile verfügen über eine eigene Stromversorgung, sodass sie unabhängig von einem vorhandenen Zaun einsetzbar sind.

Der Einsatz ohne klassischen Zaun als mechanische Sperre kann zusätzliche Anwendungsgebiete auch in unwegsamen Regionen erschließen. Dies können beispielsweise temporär aktive virtuelle Schutzzäune an Straßen, Dörfern oder entlang von Wanderwegen in Tourismusgebieten bzw. Landschaftsschutzmaßnahmen sein.

Kostengünstig, digital steuerbar und energieeffizient


Das System baut auf vorhandenen Technologien auf, die im Projektverlauf weiterentwickelt, und optimiert werden. Ziel ist es kostengünstige, digital steuerbare und energieeffiziente Sensorik und Vergrämungslösungen zu entwickeln, die über eine flexible, autarke Stromversorgung verfügen also ohne externe Energiequellen auskommen.

Wesentlich ist die Einsetzbarkeit auch ohne Mobilfunkinfrastruktur (4G, 5G) oder WLAN mit hoher Zuverlässigkeit bei der Übertragung und die Robustheit des gesamten Systems bei Ausfall einzelner Sensoren oder Manipulation.

Individuen erkennen und gezielt vertreiben


Das System muss sehr genaue Ergebnisse liefern. Die eingesetzte KI soll neben der Unterscheidung von Wölfen und Hunden sowie Wölfen und anderen Tierarten lernen, einzelne Wölfe zu unterscheiden. Wölfe sind sehr intelligent und anpassungsfähig. Durch individualisierte Vergrämungslösungen soll verhindert werden, das einzelne Tiere sich an bestimmte Abwehrmethoden gewöhnen. Damit die im Projekt entwickelten Vergrämungsmethoden auch langfristig effektiv bleiben.

Es muss sichergestellt werden, dass keine Weidetiere, Menschen, Hunde oder Wildtiere zu Schaden kommen. Mit dem Ansatz des Projektes, die Wölfe individuell zu erkennen und zu vergrämen, können diese Anforderungen erfüllt werden.

Ein Prototyp auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse


Die im Projekt entwickelte Steuerungs- und Sensortechnik wird für den Außeneinsatz in ein robustes und wetterbeständiges Gehäuse verbaut, das im Projektverlauf entwickelt und optimiert wird. Bis zum Projektende werden die wissenschaftlichen Erkenntnisse in einem einsetzbaren Prototypen umgesetzt.

Der Prototyp wird alle Anforderungen erfüllen, um als Grundschutz nach der Richtlinie-Wolf anerkannte Ergänzung zu tradierten Zaunsystemen eingesetzt zu werden und die Erfüllung der Cross-Compliance-Richtlinien zum Schutz der Tiere bei Weidehaltung vor bekannten Gefahren sicherstellen.

Ergebnisse stehen Öffentlichkeit zur Verfügung


Die Projektergebnisse werden offen publiziert und stehen der Allgemeinheit zur Verfügung. Das Projekt hat eine Laufzeit von drei Jahren und soll Mitte 2024 abgeschlossen sein. Gefördert wird es vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) mit 1,1 Millionen Euro.